Mittwoch, 3. Februar 2016

Going Up The Country



Und weiter geht unsere Reise durch das Mississippi Delta. Nach einer Übernachtung in Cleveland erreichen wir am Vormittag die Dockery Farm, auf der einige der bedeutendsten Pioniere des Blues gelebt, gearbeitet und gespielt haben. Musiker wie Charley Patton, Son House, Willie Brown, Tommy Johnson und nicht zuletzt auch Robert Johnson haben hier voneinander gelernt und sich gegenseitig beeinflusst, so dass das, was man heute als „Delta Blues“bezeichnet wohl genau hier entstanden ist. Obwohl dieser Ort im Prospekt als „American Treasure“ bezeichnet wird, ist er heute verlassen und verfällt langsam. Trotzdem ist es sehr beeindruckend, wenn auf Knopfdruck die Stimme von Charley Patton das Gelände erfüllt...



Weiter geht es nach Indianola. Dort ist zu Ehren von B.B.King ein modernes Museum entstanden, das neben der Lebensgeschichte dieses berühmtesten Sohnes der Stadt auch tiefe Einblicke in die Kulturgeschichte der Region gewährt, in der Schwarze so lange Bürger zweiter Klasse waren. Mit Ausstellungsstücken wie persönlichen Gegenständen von B.B.King und kurzen Filmen wird der Besucher durch über 80 Jahre Südstaaten-Geschichte geführt. Sehr gelungen!


In Greenwood gibt es den Ortsteil Baptist Town, der sich scheinbar äußerlich seit den 30er Jahren kaum verändert hat. Er besteht hauptsächlich aus kleinen Holzhütten und wird von Schwarzen bewohnt. Hier starb Robert Johnson, nachdem er in einer Bar vergiftet wurde weil er mit der falschen Frau geflirtet hatte.
Sein Grab ist außerhalb der Stadt an der „Money Road“ neben einer alten Kirche. Verehrer aus aller Welt legen Gitarrenplektren und Hochprozentiges auf sein Grab.
Dieses ist mysteriöserweise immer recht bald verschwunden! Am heutigen Tag zeugten weggeworfene leere Flaschen rings um die Grabstätte aber eher davon, dass sich hier wohl nicht der Geist von Robert Johnson daran bedient hat...


Ein Stück weiter auf der Money Road ist ein Mahnmal der besonderen Sorte. „Bryant´s Grocery Store“ wurde im Originalzustand von 1960 belassen, denn hier hat es der 14 jährige Emmet Till mit dem Leben bezahlt, dass er der weißen Ladenbesitzerin hinterher gepfiffen hatte. Die Mörder wurden niemals verurteilt und dieser Vorfall war einer der Auslöser für die Rassenunruhen der 60 er Jahre.


Wir übernachten heute in den „Tallahatchie Flats“. Das sind kleine Holzhäuser, die noch so eingerichtet sind wie in den 40 er Jahren. Allerdings gibt es Strom und fließendes Wasser. Die Häuser kommen aus der Umgebung und wurden am Ufer des Tallahatchie River wieder aufgebaut.


Am nächsten Tag geht es zurück nach Clarksdale. Mit Zwischenstopp in Tutwiler. Dort soll W.C. Handy zum ersten Mal einen Bluesgitarristen gehört haben, der mit einem Slide spielte. Das war 1903 und inspirierte den Komponisten so, dass er den Blues als Musikstil populär machte. Außerhalb des Städtchens, das einen ähnlichen Eindruck vermittelt wie Baptist Town, befindet sich das Grab des großen Harmonikaspielers Aleck Miller, alias Sonny Boy Williamson II. Selbstverständlich, dass Andy ihn besuchen mußte! Es war allerdings gar nicht so einfach ihn zu finden, da die Einheimischen, die wir gefragt haben, nichts darüber wussten.


In Clarksdale besuchten wir das Delta Blues Museum, wo u.a. die Hütte von Muddy Waters steht, die wir auf der Stovall Farm vergeblich gesucht hatten.


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