Und weiter geht unsere Reise durch das
Mississippi Delta. Nach einer Übernachtung in Cleveland erreichen
wir am Vormittag die Dockery Farm, auf der einige der bedeutendsten
Pioniere des Blues gelebt, gearbeitet und gespielt haben. Musiker wie
Charley Patton, Son House, Willie Brown, Tommy Johnson und nicht
zuletzt auch Robert Johnson haben hier voneinander gelernt und sich
gegenseitig beeinflusst, so dass das, was man heute als „Delta
Blues“bezeichnet wohl genau hier entstanden ist. Obwohl dieser Ort
im Prospekt als „American Treasure“ bezeichnet wird, ist er heute
verlassen und verfällt langsam. Trotzdem ist es sehr beeindruckend,
wenn auf Knopfdruck die Stimme von Charley Patton das Gelände
erfüllt...
Weiter geht es nach Indianola. Dort ist
zu Ehren von B.B.King ein modernes Museum entstanden, das neben der
Lebensgeschichte dieses berühmtesten Sohnes der Stadt auch tiefe
Einblicke in die Kulturgeschichte der Region gewährt, in der
Schwarze so lange Bürger zweiter Klasse waren. Mit
Ausstellungsstücken wie persönlichen Gegenständen von B.B.King und
kurzen Filmen wird der Besucher durch über 80 Jahre
Südstaaten-Geschichte geführt. Sehr gelungen!
In Greenwood gibt es den Ortsteil
Baptist Town, der sich scheinbar äußerlich seit den 30er Jahren
kaum verändert hat. Er besteht hauptsächlich aus kleinen Holzhütten
und wird von Schwarzen bewohnt. Hier starb Robert Johnson, nachdem er
in einer Bar vergiftet wurde weil er mit der falschen Frau geflirtet
hatte.
Sein Grab ist außerhalb der Stadt an
der „Money Road“ neben einer alten Kirche. Verehrer aus aller
Welt legen Gitarrenplektren und Hochprozentiges auf sein Grab.
Dieses ist mysteriöserweise immer
recht bald verschwunden! Am heutigen Tag zeugten weggeworfene leere
Flaschen rings um die Grabstätte aber eher davon, dass sich hier
wohl nicht der Geist von Robert Johnson daran bedient hat...
Ein Stück weiter auf der Money Road
ist ein Mahnmal der besonderen Sorte. „Bryant´s Grocery Store“
wurde im Originalzustand von 1960 belassen, denn hier hat es der 14
jährige Emmet Till mit dem Leben bezahlt, dass er der weißen
Ladenbesitzerin hinterher gepfiffen hatte. Die Mörder wurden niemals
verurteilt und dieser Vorfall war einer der Auslöser für die
Rassenunruhen der 60 er Jahre.
Wir übernachten heute in den
„Tallahatchie Flats“. Das sind kleine Holzhäuser, die noch so
eingerichtet sind wie in den 40 er Jahren. Allerdings gibt es Strom
und fließendes Wasser. Die Häuser kommen aus der Umgebung und
wurden am Ufer des Tallahatchie River wieder aufgebaut.
Am nächsten Tag geht es zurück nach
Clarksdale. Mit Zwischenstopp in Tutwiler. Dort soll W.C. Handy zum
ersten Mal einen Bluesgitarristen gehört haben, der mit einem Slide
spielte. Das war 1903 und inspirierte den Komponisten so, dass er den
Blues als Musikstil populär machte. Außerhalb des Städtchens, das
einen ähnlichen Eindruck vermittelt wie Baptist Town, befindet sich
das Grab des großen Harmonikaspielers Aleck Miller, alias Sonny Boy
Williamson II. Selbstverständlich, dass Andy ihn besuchen mußte! Es
war allerdings gar nicht so einfach ihn zu finden, da die
Einheimischen, die wir gefragt haben, nichts darüber wussten.
In Clarksdale besuchten wir das Delta
Blues Museum, wo u.a. die Hütte von Muddy Waters steht, die wir auf
der Stovall Farm vergeblich gesucht hatten.
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